Hallo Freunde des Wassers und des Paddelns,

die folgenden drei Email hat mein Kumpel Andreas während der Bootstour 2007 für Euch geschrieben!
(Viel Spaß beim Lesen)

Liebe Grüße, Dirk!





Mail vom 27.06.2007:


Hallo Freunde,

Andreas hat mal wieder Jahresurlaub, wie die letzten Jahre, will ich meine Familie und Freunde darüber auf dem laufenden halten.

Diesmal beginnt mein Urlaub mit Paddeln auf der Fulda zusammen mit Dirk aus Schmalkalden und endet mit Radeln an der Donau zusammen mit Öli aus Leipzig.

Unsere Paddeltour begann am Montag mit einer kurzen Anreise nach Fulda um dort nach zwei Stunden packen einzusetzen. Da ich zwei Schlauchkajaks besitze, kann jeder von uns mit einem eigenen Boot paddeln. Dirk fährt mit dem langen Zweierkajak, in das wir einen Großteil der Ausrüstung gestopft haben. Ich fahre mit dem Einerwildwasserkajak. Wenn wir den langen Dirk dort rein bekommen, wollen wir dann immer mal tauschen.






Die Tierwelt ist hier wohl auch noch recht Artenreich. Ich hab schon Biber, Eisvögel, Graureiher, alle möglichen Enten, Blaumeisen, Kohlmeisen und Ameisen gesehen. Leider gibt’s hier auch eine Menge gemein stechende Insekten. Falls ich nach meinem Urlaub etwas verbeult aussehe liegt, dass daran. :-)

Heute konnte ich endlich den Regenhut als Sonnenhut verwenden. Dienstag konnten wir unser Lager in Kämmerzell wegen dem Regenwetter und starker Windböen (laut Radio bis 90 km/h) erst um 17 Uhr verlassen und sind dann auch nur noch bis Hemmen gekommen.

Besonders kritisch wurde es Dienstag mal als ich beim anlanden vor einer Wassermühle mein Paddel und mein Boot verloren habe und beides auf das Wehr zu trieb. Mit Dirks Doppelpaddel und dem zufällig anwesenden Müller konnte ich aber ohne hinterher zuspringen einen Meter vor dem Wehr alles wieder in meine Gewalt bringen.

Heute hatten wir wieder prima Paddelwetter Sonne und Wolken im Wechsel, so dass wir bis nach Rimbach (28 km) gekommen sind. Bis auf das verspätete (17:45 Uhr) Frühstück, leider gab's bis Schlitz keinen Bäcker oder ähnliches, ein perfekter Paddeltag. Zur Zeit sitzen wir, wie schon die letzten beiden Abende, mit vollen Bäuchen bei Apfelwein und Bier am Lagerfeuer. Werden jetzt noch die Ziggare, die mir Nico zum 27. ;-) geschenkt hat rauchen. Hinter uns steht das Zelt in dem wir gleich die Nachtruhe suchen werden.

Euch auch eine gute Nacht.

Gruß Dirk & Wingi



Am Montag haben wir erst um 16 Uhr einsetzen können, die erste Flussstrecke war eigentlich viel zu schwierig für unseren ersten Tag mit den Booten voller Ausrüstung. Überall lagen Bäume der letzten Stürme ganz oder halb im Wasser die und die vielen Regenfälle der letzten Tage, haben das Wasser ganz schön in Schwung gebracht. Ich war öfter mal einem Schwimmer nahe, durch die langen Wanderdoppelpaddel konnten wir in dem engen Raum der uns noch unter und zwischen dem Geäst blieb nicht schnell genug reagieren, so dass selbst Dirk der an seinem Kajak ein Steuer hat, dieses kurzzeitig als Ruderboot (Fahrt mit dem Rücken zur Fahrtrichtung ;-) verwenden musste. Jetzt fahr ich immer vorsichtig mit dem wendigen Wildwasserboot vor und lote ggf. eine Fahrlinie für das längere Zweierkajak aus. Das anlanden und umtragen an den unfahrbaren Wehranlagen ist hier am Oberlauf auch nicht so schön, wie wir es von anderen Flüssen kennen. Oft ist alles mit hohem Gras und Brennnesseln überwuchert. Aber wir sind ja nicht aus Zucker! Besonders schwierig war das Umtragen als kurz hinter Gläserzell ein Baum voll über die ganze Flussbreite umgefallen war. Zum Glück haben wir es rechtzeitig gemerkt, sonst hätte uns die Strömung mit den Booten unter den Stamm ins Wasser gedrückt.






Mail vom 01.07.2007:


Hallo von der Fulda,

zur Zeit sind wir gerade in Rotenburg. Gestern hatten wir unseren verdienten Ruhetag und das Strandfest besucht und waren vorher nur sechs Kilometer gepaddelt. Wir hatten uns hier auf dem Campingplatz direkt zwischen Fulda und dem Strandfest niedergelassen und fühlten uns nach duschen und rasieren endlich mal wieder extrem zivilisiert. Da Melli vom FL 238 Patenkinderlehrgang auch hier wohnt, hab ich das gleich mal für ein Treffen genutzt. Der Abend wurde, wie schon die meisten der Tour, feucht fröhlich. Wenn man schon mal in Hessen ist, kommt man an dem leckeren Apfelwein einfach nicht vorbei. ;-)

Was gab's sonst für Highlights auf der Tour? Ich persönlich führe seit einigen Tagen einen Blutkrieg mit den Mückengesocks, zur Zeit steht's 10:3 für mich. Dreimal gestochen und zehn von denen Biestern gekillt. ;-)

Die Nacht in Rimbach war noch recht chaotisch. Durch das hohe Gras dort, haben wir das Zelt unbemerkt so steil am Hang aufgestellt, dass ich mehr oder weniger auf einer Rutsche geschlafen habe, wenn Dirk die Zelttür nachts nicht zugemacht hätte, wäre ich glatt unbemerkt aus dem Zelt gerutscht. :-D

Am Donnerstag war es mal wieder mehr als spannend als die Fulda auf voller Flußbreite, für die Durchfahrt mit Treibholz versperrt war und umtragen der Boote wegen des Ufers nicht ging, blieb mir nichts anderes über, als den Weg vom Boot aus einigermaßen frei zuräumen. Was dann nach einigen Manövern auch gelang. Nachfolgende Paddler werden sich freuen! Das war meine Pioniertat für diesen Tag!

Donnerstag sind wir bis Eichzell (24 km) gekommen, dort sollten wir laut Flussführer einen Campingplatz vom Kanuclub vorfinden aber leider war's dann doch nur eine gemähte Wiese mit Feuerstelle aber wenigstens, konnten wir dann ein riesiges Lagerfeuer machen und haben auf meine kleine Feuerschale (40 cm), die wir sonst der Umwelt zu liebe verwenden, verzichten können.






Am Freitagmorgen haben wir dann auf der Fahrt nach Bad Hersfeld unsere Prüfung in Kanusegeln abgelegt. Man braucht dazu einen großen Regenschirm ein Kanu mit Steueranlage und ordentlich Rückenwind. Klar sind wir dann nicht so schnell, als wenn wir uns mit Muskelkraft bewegen und die Vorräte von Dirks Zigaretten oder an Müsliriegeln oder Schokolade reichen nicht solange, da man sich ja irgendwie beschäftigen muss, aber was solls. Wir brauchten an dem Tag mindestens drei Kilometer weniger Paddeln.

Abends hatten wir dann einen prima Lagerplatz mit eigenem Steg in Breitenbach (20 km) mehr durch Zufall entdeckt. Direkt hinter der Fulda gab's einen klaren See mit gepflegter Wiese, in dem wir dann auch noch mal vor dem schlafen gehen schwimmen waren.

Hier gibt’s jetzt öfter Seen links und rechts der Fuldaufer. Oft gehören diese zu einem Landschaftsschutzgebiet. Hättet ihr gedacht, dass man sich beim Flusswandern verfahren kann? Wir nicht! Geht ja einfach immer stromabwärts und gut ist. Denkste, Gestern sind wir einfach der Strömung gefolgt und schon waren wir auf einem riesigen See. Einfach zurück fahren ging leider nicht, da die Strömung viel zu stark war. Also haben wir uns gedacht, was hier stark rein strömt, muss auch wieder irgendwo raus strömen und haben dann auch wirklich eine kleine Ausfahrt in einen weiteren See und von dort wieder eine zurück in die Fulda gefunden.

Jetzt sind's noch 98 km bis zur Mündung in die Weser und noch 6,5 Tage Zeit, wenn das Wetter weiter mit spielt, sollte das locker zu schaffen sein. Das einzige was uns wundert ist, dass wir hier, bis auf mal für zwei Stunden eine Schulklasse auf Wandertag, nie anderen Paddlern begegnen. Die Fulda wird einem Wanderpaddler auf dem bisherigen Oberlauf durch die schwierigen Umtragepassagen und wenigen guten Übernachtungsmöglichkeiten aber auch nicht gerade schmackhaft gemacht. Das touristische Potential wurde hier nicht erkannt oder nur einfach nicht genutzt. Morgen haben wir das letzte Wehr, was wir umtragen müssen, ab hier setzt dann die Flussschifffahrt ein und wir können uns genau wie die großen Boote umschleusen lassen.

So, dann wünschen wir euch noch einen guten Start in die nächste Woche.

Gruß Dirk & Wingi





Mail vom 03.07.2007:


Hallo,

nun bin ich schon wieder gesund und munter in Schmalkalden. Leider kann man das von Dirk nicht behaupten. Er hat sich so stark erkältet, dass wir heute die Tour, schon einen Tag früher bei Flusskilometer 65 abbrechen mussten. Die restlichen 43 Kilometer bis zur Mündung in Hann-Münden werden bald mal in einer Tagespaddeltour runter gepaddelt. Vielleicht schon die nächsten Tage.

Montag durfte ich mich das erste mal als „Schleusenmeister“ beweißen, die meisten Schleusen auf der Fulda sind für Selbstbedienung ausgelegt. Wenn man alles nach Anleitung macht, kann eigentlich nichts passieren, dass muss sich Dirk zumindest gedacht haben, als er sich mutig in die Schleuse gewagt hat und sich meiner Bedienung ausgesetzt hat. Unser eigener Schleusengang hat auch prima geklappt, nur als ich mir dann die Zeit während Dirks Einkauf in Melsungen vertreiben wollte, habe ich anderen ankommenden Paddlern, voller Stolz über mein neues Wissen, beim Schleusen geholfen. Dabei habe wir es dann versehentlich geschafft Dirks Kajak mit dem Abwasser aus dem unteren Schleusentor zuflutet. :-o Man sollte halt sein Boot nicht direkt nach der Schleuse anlanden, wenn man die Schleuse gleich wieder nutzt. Ich hatte ganz schön mit meinem Supersaugschwamm zu tun, bis ich das Wasser größtenteils wieder aus dem Boot hatte.


Ja, wir haben in den letzt drei Tagen, doch tatsächlich mal andere Paddler auf der Fulda getroffen. Die waren alle sehr verwundert, dass wir schon in Fulda eingestiegen sind. Die dachten, dort könnte man noch gar nicht paddeln. Der Hammer war aber der Sohn vom Campingplatzwart mit angegliederten Kanuverleih in Rotenburg an der Fulda, der mich mal über meine Boote und unsere Reise ausfragte. Fragt der mich doch tatsächlich, in welchem Fluss wir eingesetzt haben, wenn wir in Fulda los gepaddelt sind. Ich geh mal davon aus, dass er wenigstens wusste, wie der Fluss (Fulda), auf dem wir ankamen, vor seinem Bootsverleih heißt. Und woher wird die gleich lautende Stadt, wohl ihren Namen haben?

Montagabend hat es mal richtig doll geschüttet (Platzregen), zum Glück hatten wir schon bei einem super Zeltplatz angelandet und durften ein großes Pavillon mit Strom und Beleuchtung nutzen. Da ließ es sich noch prima bei Mp3s aus dem Handy bis in die späten Abendstunden würfeln.


Heute (Dienstag) musste Dirk sich noch mal für 8 km ins Kanu setzen um den nächsten wassernahen Bahnhof in Baunatal-Guntershausen ansteuern zu können. Das Wetter hat es uns auch nicht gerade leichter gemacht, da es meist geregnet hatte. Nun mussten wir mit unseren frisch geputzten und luftleeren Booten und der ganzen Ausrüstung wieder zurück nach Fulda kommen wo noch mein VW am Einstieg wartete. Wir haben uns dazu aus den beiden Paddeln eine prima Trage gebastelt. Das war ein lustiges Bild wie wir mit unserer Bootssänfte und selber mit den ganzen Packsäcken voll Ausrüstung behangen zum Bahnhof marschiert sind. :-D Alles zusammen ca. 75 Kilogramm.

Es hat großen Spaß gemacht mal wieder mit Dirk das Doppelpaddel zu schwingen. Wir waren ein super Team. Wir hatten auf der Tour beide keinen Schwimmer (höchstens mal heftiges Herzklopfen ;-)und mussten auch kein einziges meiner Boote flicken. Trotz mieser Wettervorhersagen sind wir knackig braun geworden und höchstens mal freiwillig beim Baden nass geworden. Den Abreisetag mal ausgenommen.

Nun freu ich mich schon auf die Radtour die ich am Sonntag mit Öli in Passau beginnen werde. Eine Paddeltour ist doch was völlig anderes als eine Radtour. Beides hat was für sich. Beim Paddeln ist man viel mehr mit der Natur verbunden und lebt viel mehr in der Natur am Wasser als in der Zivilisation. Beim Radeln ist man flexibler und kann es sich aussuchen und auch mal einen anderen Weg radeln, um das ein oder andere noch anzusehen.

Schönen Gruß, verbunden mit einer Einladung uns bald mal auf einer Paddeltour zu begleiten.

Dirk und Wingi











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